Herr Renggli, Sie wurden im vergangenen Herbst mit dem Unternehmerpreis «Entrepreneur of the Year» ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Die Auszeichnung ist eine grosse Wertschätzung an einen echten unternehmerischen Leistungsausweis, den man aber nur erbringen kann, wenn das Umfeld stimmt. Meine Familie, unsere Kunden und Partner und natürlich unsere engagierten Mitarbeitenden haben dazu beigetragen, dass das Unternehmen diesen Preis gewinnen konnte.
«Entrepreneur» bedeutet übersetzt Unternehmer, meint aber darüber hinaus auch eine damit verbundene Geisteshaltung. Das Erkennen von Markt-Chancen sowie der Mut, ein bestehendes Geschäftsmodell verantwortungsbewusst aufzubrechen, neu zu beleben sowie daraus Innovationen zu entwickeln, sind dabei zentral. Wie interpretieren Sie diesen Anspruch auf Ihr Unternehmen bezogen?
Unternehmergeist ist meines Erachtens immer mit Innovationswillen, Mut und einer gewissen Risikobereitschaft verbunden. Es braucht Mut, traditionelle Fesseln abzustreifen. Das Holzhaus hatte kaum noch Bedeutung, als ich die Firma in den 1990er-Jahren mit meinem Bruder übernahm. Der Erfolg kam über zwei Impulse: erstens den Entschluss, das Holzhaus neu zu denken – über Architektur und Nachhaltigkeit eine neue Herangehensweise zu finden –, und zweitens den eisernen Willen, neue Standards zu schaffen. Traditionelle Marktvorstellungen kann man nur aufbrechen, wenn man seinen Weg konsequent verfolgt. Deshalb darf man Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel Normen, nicht einfach hinnehmen, sondern muss sie hinterfragen und mit geeigneten Partnern neue Lösungen suchen.
Wie sind die Innovationsprozesse in der Renggli AG gestaltet; sind diese eher vom Kunden getrieben oder das Ergebnis organisationaler Struktur?
Der kontinuierliche Verbesserungsprozess hat bei uns einen hohen Stellenwert und wird sowohl extern als auch intern angestossen. Wir nehmen auch auf den ersten Blick unscheinbare Anregungen ernst. Dann bündeln wir diese in den Teams und evaluieren das Potenzial daraus. Innovationen benötigen Neugier, Offenheit für andere Branchen und einen Blick über den Tellerrand genauso wie die Beharrlichkeit, sie voranzutreiben. Eine echte Innovation ist aber erst dann erreicht, wenn sie vom Markt entsprechend nachgefragt wird. Es ist deshalb essenziell, zwischen einer Idee, einer Vision und einem Geistesblitz zu unterscheiden und marktfähige Ideen weiterzuentwickeln.
Der Standort Schweiz steht nicht zur Diskussion. Was macht ihn so wertvoll und wie kompensieren Sie in Zeiten des starken Frankens die vergleichsweise hohen Löhne?
Jedes Land hat seine eigenen Rahmenbedingungen, die den Markterfolg beeinflussen. In der Hochpreisinsel Schweiz sind zwar die Kosten hoch, doch profitieren wir von einem gut aufgestellten Bildungswesen und leistungsfähigen Infrastrukturen – dies ist eventuell ausreichend, wenn man einen Nischenmarkt bedient. Gibt es einen starken Wettbewerb, muss man sich stetig verbessern. Wir optimieren uns in den Methoden mit «Lean» und « Building Information Modeling, BIM» und in der Produktionstechnik mit Robotik. Hat man einen stabilen Heimmarkt aufgebaut und sieht das Potenzial für eine internationale Ausrichtung, dann sollte man die Chance ergreifen. Auch im branchenspezifischen Austausch über die Landesgrenzen hinweg sehe ich eine Bereicherung für jede Firma.