Im Januar 2014 wurde die Firma Nest Labs Inc., ein Hersteller von vernetzten Heizungsreglern, für 3,2 Milliarden US-Dollar von Google aufgekauft. Mit diesem Kauf ist Google nicht nur an ein erstklassiges Team von ehemaligen Apple-Entwicklern gekommen, sondern konnte sich auch ein vielversprechendes Patentportfolio im Bereich der Heimautomation und intelligenter Regelsysteme aneignen. Zum Zeitpunkt des Erwerbs durch Google umfasste das IP-Portfolio der Firma Nest circa 100 erteilte Patente und etwa 200 anhängige Patentanmeldungen.
Erfolgreiche IP-Strategie
Neben diesem bestehenden und offensiv nutzbaren Patentportfolio verfügte Nest zudem über Lizenzen zur nicht-exklusiven Nutzung des Patentportfolios des berüchtigten US-amerikanischen Patentverwerters Intellectual Ventures mit über 40 000 Schutzrechten. Somit hatte Nest zu diesem Zeitpunkt ein beeindruckendes offensives sowie defensives Patentportfolio, welches auf einen Schlag an Google überging. Der Mastermind hinter dieser optimierten und äusserst erfolgreichen IP-Strategie war Richard Lutton, ehemaliger Head of Patents von Apple, der im Jahre 2012 zu Nest gestossen war und das Portfolio in knapp zwei Jahren auf Vordermann brachte. Die IP-Strategie von Nest war optimal auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten und erlaubte es damit, den Wert des Patentportfolios als strategisches Asset zu maximieren.
Als Richard Lutton zu Nest stiess, lobte er noch die «Energie und bastelhafte Start-up-Kultur» und passte seine strategische Ausrichtung von der Verwaltung zahlreicher globaler Rechtsstreitigkeiten bei Apple zum Aufbau eines schlanken, aber schlagkräftigen Portfolios bei Nest an.
Das Patentportfolio war nicht der einzige oder hauptsächliche Treiber des hohen Transaktionspreises im Nest-Kauf, aber die IP-Strategie von Nest fügte sich nahtlos in die Wertschöpfungskette des Unternehmens ein und wurde zu einem entscheidenden Asset.
Das Beispiel Nest /Google /Apple zeigt unter anderem, dass in technologiegetriebenen Branchen die beste Patentstrategie immer eine massgeschneiderte ist. Es lohnt sich nicht nur für amerikanische Unternehmen aus Silicon Valley, ihre Wettbewerbsposition mit geistigem Eigentum strategisch abzusichern. Auch mittelständische europäische Unternehmen müssen sich im Zuge globaler Wertschöpfungsketten und Warenströme schutzrechtstechnisch geschickt aufstellen, um ihren technologischen und innovativen Wettbewerbsvorsprung zu sichern.