Editorial

Editorial

Talente managen

Marketing ist ein besonders dankbares Feld für Buzzwords, die Aufmerksamkeit erregen sollen, manchmal nicht klar definiert oder sogar inhaltsleer sind. Talentmanagement ist keiner der flüchtigen Begriffe, vielmehr eine Antwort auf die bereits vor Jahrzehnten registrierten Veränderungen der Arbeitswelt.

Tatsächlich ist die Transformation der Arbeitswelt kein neues, aus der Digitalisierung gewachsenes Phänomen. Der US-Ökonom und Managementvordenker Peter F. Drucker etwa prägte den Begriff des «knowledge worker» (in «Landmarks of Tomorrow», 1959) und prognostizierte dessen künftige zentrale Bedeutung für die Wirtschaft. In den 1990er-Jahren trieb McKinsey mit seiner Studie «War for Talents» dann die Diskussion um das Thema Talentmanagement an.

Heute, mehr als 20 Jahre später, mag der Begriff abgenutzt erscheinen, dabei ist er doch vielmehr auf dem Weg, einen strategischen Erfolgsfaktor zu beschreiben, der an Bedeutung zunimmt. Als Teilfunktion der Personalwirtschaft ist Talentmanagement strategischer Natur und orientiert sich somit an den Unternehmenszielen. Dabei gilt es, Mitarbeiter – möglichst im Unternehmen – zu finden, sie zu fördern und an die für den Unternehmenserfolg kritischen Schlüsselpositionen zu bringen. Der Anspruch an Talentmanagement hat sich also nicht verändert. Verändert haben sich allerdings die Rahmenbedingungen, etwa durch die Transparenz des globalen Arbeitsmarktes, den Fachkräftemangel und die wachsende Innovationsgeschwindigkeit sowie die neuen verfügbaren Instrumente, etwa HR-Software.

Obwohl sich diese Trends weiter verschärfen werden, ist Talentmanagement zu wenig eingebunden in die Unternehmensstrategie und die Unternehmensziele. Speziell KMU müssen mit dem Dilemma umgehen, um den Nutzen zu wissen, aber im Personalbereich nur über unzureichende personelle und strukturelle Ressourcen zu verfügen. Umso mehr muss die Unternehmensführung Talentmanagement zu ihrem Thema machen, eine Vernetzung von Strategie und Human Resources herleiten und Stand-alone-Massnahmen hinterfragen. Neben dem könnte eine Prüfung hilfreich sein, ob Talentmanagement nur High Potentials fokussieren oder differenzierter ausgelegt werden sollte. Zum Beispiel, indem Unternehmensführer der Frage nachgehen, welche Inhalte von wem im Unternehmen gelernt werden sollten, damit er oder sie künftig anspruchs- und verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen kann. Das würde heissen, zunächst einmal jeden Mitarbeiter als potenzielles Talent anzunehmen.

P.S.: Mehr zum Thema Talentmanagement in der Ausgabe Nr. 03/2024.

Porträt