Um in einem künftigen digitalen Wettbewerb mitzuspielen, müssen Unternehmen heute schon handeln. Doch wo können konkrete Aktivitäten ansetzen? Und welche Handlungen führen zu welchen strategischen Konsequenzen?
Digitale Möglichkeiten
Für Unternehmen geht es unter anderem um vier grosse Ansatzpunkte: digitale Produkte und Services, digitale Prozesse und Entscheidungen, digitale Geschäftsmodelle (siehe auch Matzler et al., 2016; Porter & Heppelmann, 2014, 2015) sowie digitale Kompetenzen. Jede dieser Massnahmen erfordert ein unterschiedliches Ausmass an Aufwand, und auch die Möglichkeit, (nachhaltige) Wettbewerbsvorteile zu erzielen, unterscheidet sich.
Digitale Produkte oder Services
Digitale Produkte oder Services sind für viele Unternehmen der Einstieg in die digitale Welt. Viele digitale Produkte sind daher auch schon im unternehmerischen oder privaten Alltag etabliert. Eine zentrale Rolle nehmen Sensoren ein, die in alle möglichen Produkte integriert werden und so kontinuierlich auch alle Arten von Daten sammeln können. Denkbar ist es auch, Funktionen bisher voneinander unabhängiger Produkte miteinander zu verknüpfen wie beispielsweise bei der Smart-i-Wall der Schweizerischen Amina Products (Amina Products, 2018). Dahinter verbirgt sich eine mobile und interaktive räumliche Glastrennwand, welche bei Bedarf die Funktionen eines Bildschirms oder Touchscreens übernehmen kann. Die Glaswand kann beispielsweise als Präsentationsfläche für Grafiken, Videos, Präsentationen oder anderes genutzt werden. Wird sie nicht gebraucht, so sieht sie aus wie eine gewöhnliche Glasscheibe (Amina Products, 2018).
Digitale Prozesse
Digitale Prozesse verknüpfen räumlich verteilte und autonome Produktionsressourcen und ihre Planungs- und Steuerungssysteme miteinander, zum Beispiel Roboter, Produktionsmaschinen und Logistiksysteme. Eine Vielzahl von Daten und der Einsatz von Sensoren ermöglichen automatisierte Bestellvorgänge oder eine vorausschauende Instandhaltung von Maschinen. Prozesse können schneller, effizienter, zuverlässiger und kostengünstiger gestaltet werden. Digitale Prozesse führen daher vor allem zu Produktivitätssteigerungen. In Kombination mit Sensoren und digitalen Produkten ermöglichen sie zudem das Sammeln und Auswerten digitaler Daten, wie zum Beispiel Daten über aktuelle oder potenzielle Kunden. In vielen Unternehmen werden heute schon zahlreiche Daten gewonnen und gespeichert, aber häufig nicht systematisc ausgewertet. Unternehmen sind sich dabei oft nicht bewusst, welche Daten vorhanden sind, wo sie liegen oder wie diese gewonnen werden können.
Digitale Geschäftsmodelle
Digitale Geschäftsmodelle gehen einen Schritt weiter. Digitale Lösungen spielen darin nicht nur eine Nebenrolle in der bisherigen Geschäftslogik, sondern sie nehmen eine herausragende Position ein. Das heisst, die Art und Weise, wie das Geschäft funktioniert, wird anhand digitaler Möglichkeiten grundlegend hinterfragt und ggfs. neu geordnet. Dies kann dazu führen, dass ein vollständig neues Verständnis der Funktionsweise des Unternehmens und dessen Interaktion mit externen Partnern entwickelt und umgesetzt werden muss.
Eine zentrale Rolle nimmt in diesem Zusammenhang die Art und Weise ein, wie Erträge generiert werden. Digitale Geschäftslogiken machen erst dann Sinn, wenn sie auch in stabile Ertragslogiken transformiert werden können, also für einen kontinuierlichen Ertragsstrom sorgen. Die grossen Technologieunternehmen machen dies seit Jahren erfolgreich vor. So hat Google die traditionellen Rollen von Kunden und Lieferanten auf den Kopf gestellt: Lieferanten von Daten sind alle Personen, welche die Suchmaschine oder andere Google-Dienste in Anspruch nehmen, Kunden sind alle diejenigen, die Anzeigen auf den Websites schalten und dafür sorgen, dass Google Erträge generiert.
Das Sammeln von grossen Datenmengen, «Big Data», ist eine Möglichkeit, ein digitales Ertragsmodell aufzubauen. Die Herausforderung liegt meist darin begründet, vertraute Sachverhalte neu zu denken. Doch genau diese Kompetenz braucht es im Umgang mit digitalen Möglichkeiten.