Luft nach oben
Um kreative Prozesse gezielt fördern zu können, hat Dale Carnegie Training mehr als 5000 Mitarbeiter in 16 Ländern zum Thema befragt. Das Ziel der Studie (Dale Carnegie Training: Kreativität – ein sozialer Prozess. Die zwischenmenschliche Dynamik von Innovation am Arbeitsplatz. White Paper. 2021): besser verstehen, was Kreativität beeinflusst und wie gut es Organisationen gelingt, ein innovativ-freundliches Umfeld zu schaffen. Der Status quo offenbart Luft nach oben. Vielen Unternehmen fehlt es an Routine, frische Ideen aufzuspüren und auszuarbeiten. Zwar stimmten fast drei Viertel der Teilnehmer zu, dass Kollegen nützliche Vorschläge machen. Deutlich weniger bestätigten jedoch, dass Führungskräfte neue Einfälle aktiv einfordern.
Kurz gesagt: Viele gute Gedanken bleiben in der Geschäftswelt Theorie. Fast drei von zehn Befragten erklärten, dass es nicht einfach sei, Unterstützung für Ideen zu erhalten. Gleichzeitig bekunden die meisten, dass ihr Betrieb mehr beitragen könnte, um kreative Anregungen zu fördern. Dass der Skill an Bedeutung im Arbeitsleben gewinnt und die Akteure dort schöpferisch veranlagt sind, scheint unbestreitbar: 82 Prozent der Stimmen bestätigten, dass in ihrem Team kreative Köpfe arbeiten. Doch ein Entwicklungsteam braucht mehr als mutige Talente, um zu funktionieren. Ob ein Hirngespinst zum Produkt reift, hängt vom Umfeld ab. Einen Gedanken in eine Innovation zu verwandeln, braucht vor allem eins: Sozialkompetenz und ein festes Prozedere.
Mit Widersprüchen umgehen
Beides umzusetzen, ist anspruchsvoll. Wer Einfallsreichtum steigern will, kämpft mit sozialen Widersprüchen. Die Forschung hält paradoxe Erkenntnisse bereit, wie Kreativität in Teams und Unternehmen gesteigert werden kann:
Diversität versus Homogenität
Einige Stimmen gehen davon aus, dass Vielfalt Kreativität fördert. Viele unterschiedliche Perspektiven bereichern jedes Brainstorming. Andere Forschungsarbeiten zeigen jedoch, dass Diversität kreative Leistungen auch verhindern kann – und zwar wenn Vielfalt sich negativ auf den Teamzusammenhalt auswirkt. Zu grosse Unterschiede können trennen und Entwicklungen ausbremsen.
Starke versus schwache Bindungen
Wissenschaftler fanden heraus, dass zwischenmenschliche Beziehungen mit schwacher Bindung – also zu manchen Kollegen, entfernten Nachbarn oder lockeren Bekannten – die Entstehung neuer Ideen erleichtern. Sie stellten aber ebenso fest, dass Menschen ihre Gedanken im Umfeld «schwacher Verbindungen» seltener teilten – hier dominiert die Angst vor Ablehnung.
Konflikt versus Kooperation
Zum einen verbessern sich Konzepte durch konstruktives Feedback und das gesunde Austragen von Konflikten, Harmonie lähmt jede Entwicklung. Andererseits können zu viele kritische Stimmen auch verhindern, dass Menschen zu neuen Ideen finden.
Individueller versus sozialer Prozess
Geschichtsbücher erzählen häufig von einzelnen Genies und ihren kreativen Momenten: Einstein, Newton, Edison … Die Wahrheit klingt weniger heldenhaft: Erfindungen bauen meist auf frühere Arbeiten auf, wobei die menschliche Gesellschaft wie ein kollektives Gehirn funktioniert.