Als am 8. September 1966 die erste Staffel von Raumschiff Enterprise (Originaltitel: Star Trek) im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, war ihrem Erfinder, Gene Roddenberry, vermutlich nicht bewusst, um viel sie ihrer Zeit voraus war.
Aufbruch in ein neues Zeitalter
Nicht nur arbeiteten auf der Brücke der USS Enterprise NCC-1701 ein Amerikaner (Captain Kirk), ein Asiate (Steuermann Sulu), ein Russe (Navigator Chekow), ein Schotte (Chef-Ingenieur Scotty) und ein Vulkanier (!) (Commander Spock) zusammen. Nachrichtenoffizierin Uhura war die erste Afroamerikanerin in einer Führungsposition und der Kuss zwischen ihr und Captain Kirk war der erste gemischtrassige Kuss, der jemals im Fernsehen zu sehen war.
Die Enterprise war auch viele Lichtjahre von der Erde entfernt unterwegs, um friedlich neue Welten und neue Zivilisationen zu erforschen – zum Wohle aller (von uns Menschen und anderer Zivilisationen). Und last, but not least war Captain Kirk ein Mann, der als Führungskraft daran glaubte, durch sein Tun einen Beitrag leisten zu können, um die Welt und andere Galaxien zum Besseren zu verändern.
Das ist alles sehr fortschrittlich, wenn man bedenkt, dass sich die Welt Mitte der 1960er- Jahre nicht nur am (ersten) Höhepunkt des Kalten Krieges befand, sondern auch Rassentrennung auf der Tagesordnung stand und in den Unternehmen noch der paternalistisch-hierarchische Führungsstil (wer fleissig und loyal war, der wurde belohnt beziehungsweise behalten, Oben forderte – Unten lieferte, Oben fragte – Unten antwortete) State of the Art war.
Leadership à la Star Trek
Aber abseits dieser aussergewöhnlichen Errungenschaften war die Führungsmannschaft der Enterprise auch beim Thema Leadership ihrer Zeit voraus.
Die Autorin hat sich daher genauer angesehen, welche besonderen Eigenschaften Kirk, Spock und Co. auszeichnen und was sich heutige Führungskräfte von ihnen abschauen können:
Captain James Tiberius Kirk («Jim»)
Möchten wir nicht alle einen Chef oder eine Chefin wie Captain James T. Kirk haben?
Kirk verkörpert die geborene Führungskraft, die mit gutem Beispiel vorangeht: Er ist effektiv in seinem Tun, dabei intelligent und charismatisch, hat eine geradezu magnetische Persönlichkeit. Kirk versteht es exzellent, sein Team zu motivieren, die gemeinsamen Ziele zu verfolgen und bei Bedarf in eine andere Richtung zu lenken. In heiklen Momenten ist er stets 100-prozentig fokussiert und scheut nicht davor zurück, auch mitunter schwierige und unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Dabei vergisst er allerdings nie, dass er bei allem Risiko die Verantwortung für seine 400 Mann und Frau starke Besatzung und das Schiff hat.
Als Kapitän der Enterprise kann er ausserdem fast alles selbst (er steuert die Enterprise auch allein, wenn es notwendig ist), vertraut aber stets auf die Expertise seines Führungsteams: So fliessen die Meinungen und Empfehlungen von Spock, Pille, Scotty, Sulu, Chekov und Uhura in der Regel in seine Entscheidungen mit ein. Kirk fordert seine Mannschaft aber auch heraus – vor allem Scotty, dessen Proteste gegen die Umleitung der Energie auf die Schutzschilde und andere wichtige Funktionen des Schiffes normalerweise ignoriert werden.
Was heutige Führungskräfte von Kirk lernen können: Jim hat sein Team so zusammengestellt, dass es aus möglichst verschiedenen Persönlichkeiten besteht. Aktuelle Studien zeigen, dass ein hoher Grad an Diversität ein grosser Erfolgsfaktor ist. Damit sind nicht nur unterschiedliche Herkunft, unterschiedliches Alter oder Geschlecht gemeint, auch unterschiedliche, sich ergänzende Kompetenzen tragen zur Diversität bei. Führungskräfte sind daher gut beraten, ein Team zusammenzustellen, das sich in Talenten, Stärken, Schwächen und sozialen Rollen stark unterscheidet. Zudem ist Kirk sehr fokussiert.
Viel zu oft sind wir heute gefangen im Mikromanagement und übersehen das, was eigentlich wichtig ist: Nämlich mutig die richtigen Dinge zu tun und damit effektiv zu sein. Guideline dafür können wir im Sinn und im Unternehmenszweck finden, die die Ausrichtung unserer Vorhaben bestimmen sollten. Nicht immer sind neue Situationen im Vorfeld abschätzbar, oft ist der Ausgang nicht absehbar, Fokus, Ziel und Purpose geben uns aber die notwendigen Koordinaten. Bei all der Komplexität dürfen Führungskräfte aber niemals ihr Team vergessen: Kirk weiss, dass Wertschätzung, Anerkennung und das Vertrauen in die Fähigkeiten des anderen die Basis für Erfolg sind: Denn, nur gemeinsam kann man in fremden Galaxien bestehen.