Der Jahreswechsel ist traditionell die Zeit der guten Vorsätze: Vielleicht das Rauchen aufgeben, mehr Sport treiben oder einfach nur weniger Süsses essen, sind einige der Klassiker. Die Motivation, etwas zum Positiven zu verändern und sich von alten Gewohnheiten zu befreien, ist zu Beginn des Jahres besonders hoch. Auch Führungskräfte nutzen die erste Zeit des Jahres, um sich für die eigene Leadership-Praxis bewusst etwas vorzunehmen.
Aufhören, die Probleme des Teams zu lösen
Eine der Hauptaufgaben als Führungskraft ist es, die Kompetenzen des eigenen Teams zu fördern. Wenn Sie das nächste Mal verleitet sind, ein Problem für jemand anderen zu lösen, dann halten Sie inne und machen stattdessen eine wunderbare Lernmöglichkeit daraus: Definieren Sie klar, was Ihre Erwartungen sind, legen Sie fest, wofür jeder verantwortlich ist, und geben Sie Ihrem Team genau die Werkzeuge an die Hand, die es braucht, um aus eigener Kraft zum Ziel zu gelangen. Stellen Sie konkrete Fragen, die Ihren Mitarbeitern dabei helfen, ihre Kreativität zu entfalten und sich ständig weiterzuentwickeln, anstatt sich darauf zu verlassen, dass Sie die Lösung für alle Probleme parat haben. Letztlich ist es Ihre Aufgabe, ein Team aufzubauen, das auch ohne Sie funktionieren kann.
Mitarbeitern mehr Autonomie in der hybriden Arbeitswelt geben
Flexibilität kann für verschiedene Menschen unterschiedliche Dinge bedeuten. Beim hybriden Arbeiten geht es in der Regel weniger darum, wie viele Tage jemand pro Woche im Büro ist, sondern vielmehr darum, dass Mitarbeiter selbst entscheiden können, wo und wann sie am besten arbeiten. Hier empfiehlt es sich, einige grundlegende Spielregeln gemeinsam zu definieren, jedoch nicht alles bis ins kleinste Detail vorzuschreiben.
So könnten Sie etwa gemeinsam erarbeiten, dass es bestimmte Tätigkeiten gibt, die effektiver im Büro erledigt werden, andere sich aber viel besser für zu Hause eignen. Damit diese Form der gelebten Autonomie auch funktioniert, müssen Sie im Gegenzug dafür sorgen, dass alle Mitarbeiter über die richtige Ausstattung verfügen, um von überall aus effektiv arbeiten zu können.
Das Unternehmen fit für den ständigen Wandel machen
Change war gestern. Heute heisst das Motto der Stunde VUCADD: alles ist volatil, unsicher, k(c)omplex, mehrdeutig (ambiguous), dynamisch und divers – und das alles zur gleichen Zeit. Ein Unternehmen muss deshalb in der Lage sein, in einem Zustand des ständigen Wandels erfolgreich sein zu können. Genau dafür zu sorgen, ist Ihre Aufgabe als Führungskraft. Und so geht’s: Vermitteln Sie eine andere Sicht auf die Dinge – es geht um die Einstellung, dass jede Veränderung – egal ob gut oder schlecht, gross oder klein – immer auch eine Chance für Wachstum und Verbesserung ist.
Sehen Sie sich ausserdem mit Ihrem Team an, wo der Wandel Ihr Unternehmen am härtesten trifft? Immer auch mit einem Blick darauf, was trotz sich laufend ändernder Rahmenbedingungen funktioniert hat – und warum? Betrauen Sie ausserdem eine Person in Ihrem Unternehmen, deren funktionsübergreifende Aufgabe es ist, das gesamte Unternehmen auf eine Zukunft vorzubereiten, die von Unsicherheit und Wandel geprägt ist.
Offen für Mitarbeiter abseits der Norm sein
Viele Führungskräfte sind nach wie vor der Meinung, dass es den idealen Kandidaten für eine bestimmte Stelle gibt. Das kann stimmen, muss aber nicht. Vor allem dann, wenn Sie ein heterogenes Team aufbauen wollen, empfiehlt es sich, auch für Bewerber mit einem nicht idealtypischen Hintergrund offen zu sein. Halten Sie daher in einem Bewerbungsprozess aktiv nach solchen Bewerbungen Ausschau und achten Sie auf den Gesamteindruck, und nicht nur auf bestimmte Fähigkeiten, Abschlüsse oder einschlägige Berufserfahrung.
Im Gespräch sollten Sie den Fokus daher eher darauf legen, wozu jemand fähig ist, und weniger darauf, was er oder sie schon geleistet hat. Lassen Sie sich nicht zu sehr von einem überzeugend formulierten Lebenslauf beeindrucken, sondern achten Sie auch auf ausserberufliche Aktivitäten wie ehrenamtliche Tätigkeiten oder vielseitige andere Interessen abseits des Jobs – diese sind oft aussagekräftiger als das eigentliche Curriculum Vitae.
Mitarbeiter ermutigen, eigene Entscheidungen zu treffen
Wie sieht es bei Ihnen im Team aus? Kommen Ihre Mitarbeiter mit jeder noch so kleinen Frage zu Ihnen? Das wäre nämlich ein starkes Indiz dafür, dass sich Ihre Mitarbeiter nicht in der Lage fühlen, eigenständig Entscheidungen zu treffen.
Dagegen können Sie allerdings etwas tun: Nutzen Sie ein gemeinsames Meeting, um Ihrem Team gegenüber zu betonen, dass eine «open door policy» nicht notwendigerweise bedeutet, dass Sie jederzeit unterbrochen werden dürfen. Vereinbaren Sie klare Signale in Zeiten, in denen Sie nicht gestört werden dürfen – und genau so sollen es umgekehrt auch Ihre Mitarbeiter halten.
Vergewissern Sie sich, dass jeder die Verantwortlichkeiten seiner Rolle und die Arten von Entscheidungen, die er oder sie selbst treffen kann – und sollte –, kennt. Und: Betonen Sie, dass es völlig in Ordnung ist, Fehler zu machen. Analysieren Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern, welche Lehren sie daraus ziehen können, und animieren Sie sie dazu, mutiger bei ihren Entscheidungen zu sein und so Schritt für Schritt selbstständiger zu werden.