Finanzen & Vorsorge

Finanzielle Unternehmensführung

Ausblick 2018: viel Zuversicht, aber auch spezifische Sorgen

Im letzten Sommer hat sich abgezeichnet, dass Schweizer Unternehmer weit optimistischer in die Zukunft blicken. Eine aktuelle Umfrage zeigt diesen positiven Trend, der sich fortsetzt. Das Vertrauen und die Zuversicht nehmen weiter zu, aber es gibt auch spezifische Sorgen.
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Zum vergangenen Jahreswechsel hat das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Provida eine repräsentative Umfrage bei Klein- und Mittelunternehmen zum finanziellen sowie geschäftlichen Ausblick auf das Jahr 2018 vollzogen. Eine aktuelle Lagebeurteilung von rund 250 Geschäftsführern Schweizer KMU ist nachfolgend dargelegt.

An Vertrauen gewonnen

Dass die Zuversicht zurückgekehrt ist, wird zahlreiche Erklärungsgründe haben. Unter anderem sind folgende Faktoren von zentraler Bedeutung für Schweizer KMU: die schnelle Erholung der europäischen Wirtschaft, die tiefe Inflation, der längst erwartete Rückgang der Frankenstärke zum Euro und die Erholung der Weltwirtschaft.

Der Optimismus setzt sich auch fort bei zentralen Führungsgrössen. Nicht nur die Konjunkturaussichten und der Auftragsbestand steigen, auch das Geschäftsvertrauen – als wichtige Grundlage für künftige Entscheidungen – legt zu. Auch der Zuwachs an geplanten Investitionen ist bemerkenswert, da die Unternehmer offenbar auch an Zuversicht gewinnen, wieder verstärkt am Standort Schweiz Geld auszugeben.

Wenn Investitionen ausgeweitet werden, bedeutet dies eine Zunahme an fixen Kosten. Und diese wiederum können nur getragen werden, wenn die künftige Entwicklung positiv beurteilt wird. Auch der Bestand an Personal steigt, was für die Entwicklung der Vorsorgesysteme erfreulich ist. Wenn der Arbeitsmarkt wächst, kann erwartet werden, dass die Defizite in der AHV kleiner werden und die Beiträge steigen.

Das Wachstum nimmt zu

Auch bei den finanziellen Führungs­grössen zeigt sich der Optimismus: Steigende Umsätze lassen höhere Rentabilitätskennzahlen und operative Cashflows erwarten. Der Kostenzuwachs (fix und variabel) ist geringer als jener beim Umsatz. Alle Zeichen bei den finanziellen Führungsgrössen deuten im Jahr 2018 auf Wachstum hin.

Wenn das Geschäftsvertrauen steigt, ist auch eine Zunahme der Risiken erkennbar. Die befragten Unternehmer geben an, dass das Geschäftsrisiko als leicht steigend eingestuft wird. Das Geschäftsrisiko kann insgesamt betrachtet als Schwankungen beziehungsweise Unsicherheit in Bezug auf den Ertrag betrachtet werden. Diese Einschätzung trifft gleichermassen auf alle Unternehmensgrössen und Branchen zu, wobei Unternehmen mit einem erhöhten Exportanteil mit einem tendenziellen Geschäftsrisiko kalkulieren.

Die weiteren Risikokategorien (Finanzierungs-, Liquiditäts-, Bonitäts- oder Wechselkursrisiko) weisen keine grossen Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr auf. Sie werden alle als stabil eingestuft. Einzig die operationellen Risiken (z. B. Fehler in der Produktion, etc.) sind als leicht steigend eingestuft worden. Dies kann mit dem steigenden Auftragsbestand erklärt sein.

Aus Finanzierungssicht zeigt sich ebenfalls eine deutliche Zunahme des Wachstums. Der Bedarf an externen Finanzierungen nimmt im genau gleichen Masse zu wie die geplanten Eigenkapitalerhöhungen. Zugleich wird erwartet, dass die Kreditkosten steigen werden. Auch die vorgesehenen Dividenden weisen ein Wachstum auf. Offenbar ist geplant, dass im Jahr 2018 hohe Gewinne erzielt werden, so- dass erhöhte Dividendenzahlungen gerechtfertigt sind. Dies ist deshalb bemerkenswert, da KMU sich durch Nachhaltigkeit sowie stabile Dividendenzahlungen auszeichnen. Offenbar sind die Erwartungen an dieses Jahr derart ausgeprägt, dass sogar die Dividenden ein Wachstum aufweisen.

Wenn die Aussichten anziehen und die Finanzgrössen ein Wachstum aufweisen, so ist auch anzunehmen, dass die erwartete Verzinsung des Eigenkapitals sich erhöhen muss. Die durchschnittliche Ver­zinsung (Verzinsung gewichtet mit den angegebenen Antworten) stieg von 4,60 Prozent auf 5,18 Prozent im Vergleich zur letzten Befragung Mitte 2017. Ersichtlich ist weiter, je grösser ein KMU ist, desto höher die erwartete Verzinsung des Eigenkapitals. Die Mikrounternehmer erwarten teilweise gar keine Verzinsung ihres Eigenkapitals, dies obschon die Verzinsung Ausdruck für das eingegangene Risiko sein sollte. Weiter geben ein Fünftel der be­fragten Unternehmen an, dass ihre Erwartungen an das Eigenkapital sogar deutlich über zehn Prozent betragen.

Spezifische Unternehmersorgen

Ein Blick in die Brancheneinschätzung zeigt, dass sich im Vergleich zum Vorjahr nach Meinung der Unternehmer eine leichte Entspannung abzuzeichnen scheint. Insbesondere die Marktmacht der Kunden wird weniger als Gefahr angesehen. Trotz des erklärten Preiskampfs als wesentliche Sorge scheinen sich die Unternehmen hierbei klar zu positionieren. Jedoch hat die Abhängigkeit zu den Lieferanten zugenommen. Zu den grössten Sorgen der Unternehmer zählen:

  • Erwarteter Preiskampf
  • Fachkräftemangel
  • Politische Unsicherheit
  • Währungsschwankungen
  • Verlustgefahr von Schlüsselkunden

Interessant ist, dass die zuletzt vorherrschende Sorge um die Liquidität die Unternehmer weit weniger beschäftigt. Die zurückgekehrte Zuversicht scheint offenbar in der Budgetierung dazu zu führen, dass die Finanzierung durch Dritte an Attraktivität gewinnt. Auffallend ist die stetige Sorge um fehlende Fachkräfte. Insbesondere in der Industrie wird diese Sorge mehrheitlich genannt.

Insgesamt lässt sich erkennen, dass die Sorgen sehr heterogen sind. Der zunehmende Druck und Preiskampf und die fehlenden Fachkräfte sind jedoch besonders bemerkenswert. Hierbei spielt ein wich­tiger Zusammenhang: Je schwieriger es ist, qualifizierte Fachkräfte zu finden und langfristig an das Unternehmen zu binden, desto herausfordernder ist es, innovative, hochstehende Produkte und Dienstleistungen anzubieten, um sich im herrschenden Preiskampf zu differenzieren und Kunden ebenfalls langfristig halten zu können. Die demografische Entwicklung verschärft diese Problematik. Einige Branchen haben gar derart grosse Probleme in der Rekrutierung von geeignetem Personal, dass aus­serhalb des üblichen Marktgebiets versucht wird, geeignetes Personal zu finden.

Ausgeprägter Preiskampf

Obwohl die Marktmacht der Kunden im Jahr 2018 eher als neutral beurteilt wird, scheint der Preiskampf in vielen Branchen nach wie vor ausgeprägt zu sein. Vermutlich liegt ein wesentlicher Punkt darin, dass die sogenannten Euro-Rabatte aus den letzten Monaten nicht direkt und mit sofortiger Wirkung korrigiert werden können. Die Kunden beanspruchen die alten Euro-Rabatte immer noch und Preiserhöhungen lassen sich nur bedingt durchsetzen. Insbesondere bei ausländischen Kunden wird die Preiserhöhung kaum durchsetzbar sein. Zugleich ist der Einkauf für Schweizer KMU teurer geworden im europäischen Markt. Diese Tatsachen trüben den Geschäftsausblick im Jahr 2018.

Im produzierenden Gewerbe kommt ein weiterer Faktor hinzu. Die KMU in dieser Branche haben in den vergangenen Monaten tiefere Margen zu verzeichnen, da sie Preisen gegenüber ausländischen Kunden nachgeben mussten, um die Aufträge zu halten. Dies schmälert die Innenfinanzierungskraft. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist jedoch die hohe Innovationskraft dieser KMU. Innovativ und effizient kann ein KMU allerdings nur sein, wenn es über genügend Finanzkraft verfügt, um in neue Technologien zu investieren. Daher wird der Bedarf an externen Finanzierungsquellen wohl in der Branche im Jahr 2018 eher zunehmen, sofern die notwendigen Sicherheiten und Voraussetzungen für Kreditvergaben erfüllt werden können.

Ausblick

Der Ausblick auf 2018 ist positiv und stimmt zuversichtlich. Trotzdem kann sich die wirtschaftliche Perspektive sehr schnell wieder ändern. Das wirtschaftliche Wachs­tum in Europa beziehungsweise der Wechselkurs zum Euro haben immer noch eine starke Wirkung auf die Nachfrage bei kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz.

Sobald die Unsicherheit durch politische Verzerrungen zurückkehrt, kann dies die Zuversicht schmälern. Insbesondere ist zu beachten, dass der Preiskampf in vielen Branchen immer noch hart ist und die Margen sich erst noch vom Frankenschock erholen müssen.

Auch der immer noch vorherrschende Fachkräftemangel ist eine der grösseren Sorgen der Geschäftsführer bei kleinen und mittelgros­sen Unternehmen in der Schweiz. Dennoch bleibt: Man darf zuversichtlich auf das Jahr 2018 blicken.

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