Im Zuge der Covid-19-Pandemie haben Unternehmen die digitale Transformation beschleunigt. Eine im Auftrag von Workday durch Longitude Research durchgeführte Studie liefert nun aber ein etwas anderes Bild. Dabei wurden weltweit zum dritten Mal in Folge Top-Manager zu den Auswirkungen der digitalen Transformation befragt. Fortschritte, Hürden und Prioritäten in Sachen Digitalisierung sollten in Erfahrung gebracht werden.
Digitale Entschleunigung
Wie der Studienreport «Closing the Acceleration Gap – Toward Sustainable Digital Transformation» zeigt, hat die Beschleunigung für digitale Transformation, mit der 2020 viele Unternehmen die notwendigen Veränderungen vorangetrieben haben, deutlich abgenommen.
2020 war noch gut ein Drittel (36 Prozent) der Befragten überzeugt, dass sie innerhalb der kommenden drei Jahre einen grossen Teil ihrer Umsätze über digitale Kanäle erwirtschaften würden. Heute sind es gerade mal noch 13 Prozent, die diese Meinung teilen. Dieser Wert entspricht in etwa dem aus der Zeit vor der Pandemie. 58 Prozent der Befragten sagten aus, dass sich die Geschwindigkeit des Wandels in ihrem Unternehmen verringert hat oder dies künftig tun werde. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Studienteilnehmenden berichtet, dass ihre aktuellen Digitalisierungsbemühungen nicht den Anforderungen des Marktes entsprechen. Der Soll-Ist-Vergleich fällt negativ aus. Die Ambitionen entsprechen nicht den nötigen Voraussetzungen, welche die digitale Realität fordert. Der Graben, der sich auftut, der sogenannte «Digital Acceleration Gap», wird entsprechend immer grösser. Die Bedeutung der digitalen Transformation ist den Finanz-, HR- und IT-Leadern zwar bewusst, ihre Digitalstrategie wird aber häufig oder immer mehr durch die Anforderungen des Tagesgeschäfts zurückgedrängt.
Die gute Nachricht: Die neuerliche Zurückhaltung ist nicht primär auf Ermüdungserscheinungen zurückzuführen. Die Befragten setzen andere Prioritäten. Denn was zunächst widersprüchlich klingt, hat mit der Erkenntnis zu tun, dass es für die Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit am Markt auch klare Strategien braucht. Ganz anders war die Situation zu Beginn der Pandemie. Die eingeführten Massnahmen beschränkten sich damals mehr auf externe Schnittstellen. Heute fokussieren Unternehmen mehr auf nachhaltige Digitalisierungsansätze und setzen vermehrt auf die Transformation interner Prozesse. Nur 18 Prozent der bei der Studie befragten Teilnehmer sagen, dass sie den Grossteil ihrer internen Prozesse schon digital umsetzen. Hier besteht deutlicher Handlungsbedarf.
Die grössten Hürden
So werden kulturelle Faktoren (35 Prozent) und mangelnde Qualifikationen (38 Prozent) genannt, die als Hürden dem Fortschritt im Wege stehen. Die drei wichtigsten Kompetenzen, die von Mitarbeitenden derzeit besonders gefragt sind, sind Datenanalyse und
-visualisierung (34 Prozent), die Fähigkeit, neue Umsatzquellen zu erschliessen (29 Prozent) und Compliance-Kenntnisse (28 Prozent). Dennoch investierten Unternehmen nur selten direkt in Weiterbildung und in die Unternehmenskultur. Mehr als die Hälfte der Befragten sagt aus, Technologien hätten im Zweifelsfall Vorrang.
Das hat durchaus einen Grund: Die Studienergebnisse lassen den Rückschluss zu, dass es einen Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit und der Qualität von Daten und einem agilen, digitalen Mindset gibt. Die Verantwortlichen wollen erst mit technologischen Voraussetzungen die Basis schaffen, um den nötigen Wandel in der Kultur und der Belegschaft anzustossen.