«Das Gesicht und die Harmonie wahren» – dies sind zentrale Ziele beim Umgang von Japanern mit anderen Menschen, denn: Harmonie regelt das gesellschaftliche Leben und ist die Basis des gesellschaftlichen Miteinanders. Dies ist eine Grundüberzeugung in der japanischen Kultur.
Gestörte Harmonie
Auch in der Arbeitswelt und bei der Zu-sammenarbeit versuchen die Japaner eine möglichst harmonische Atmosphäre zu schaffen, auch damit gemeinsame Projekte schnell und gut vorankommen. Wird die angestrebte Harmonie jedoch gestört, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Im günstigsten Fall hat Ihr japanischer Geschäftspartner weniger Lust, mit Ihnen zu kooperieren. Das verlangsamt die Arbeitsabläufe und erschwert die Zusammenarbeit.
Zuweilen lässt sich die geringere Kooperation nur durch das Einschalten der Vorgesetzten beheben. Im schlimmsten Fall kann die gestörte Harmonie zu einem Abbruch der Beziehungen führen. Sie oder Ihr japanischer Partner müssen dann ausgetauscht werden – sofern die Geschäftsbeziehung zwischen Ihren Unternehmen fortbestehen soll.
Deshalb ist das Kommunizieren unangenehmer oder negativer Nachrichten für viele Geschäftsleute in der DACH-Region im Umgang mit Japanern eine grosse Herausforderung. Entsprechend häufig wird in Japan-Business-Seminaren gefragt: «Wie kann man Kritisches kommunizieren, wenn die Harmonie für Japaner so wichtig ist?» Zu Recht. Denn selbst wenn die Beziehungen zu einem japanischen Geschäftspartner hervorragend sind, gibt es in der Zusammenarbeit hin und wieder Situationen, in denen etwas Unangenehmes kommuniziert werden muss. Zum Beispiel eine Terminverzögerung. Oder Probleme bei der Ein- und Ausfuhr. Oder eine Preissteigerung. Oder technische Probleme bei der Problemlösung.
«Schwierig» bedeutet oft nein
Generell gilt: In Japan wird Negatives häufig per E-Mail kommuniziert oder abends bei einem gemeinsamen Bier. Wundern Sie sich deshalb zum Beispiel nicht, wenn kritische oder heikle Themen in Meetings nicht angesprochen werden, sondern Sie danach eine E-Mail mit zahlreichen Bedenken der japanischen Seite erhalten. Auch in der mündlichen Kommunikation von Negativem treten oft Missverständnisse und Irritationen auf, da in der japanischen Sprache das Wort Nein (iie) selten benutzt wird. Möchte man «Nein» sagen, wird meist das Wort «muzukashii» (übersetzt «schwierig») verwendet. Wenn Sie in einem Meeting also von einem Japaner den Satz «it is difficult» hören, denken Sie bitte daran: Ihr Gesprächspartner möchte wahrscheinlich «nein, das will ich nicht» sagen; er tut dies aber aus Höflichkeits- und Anstandsgründen nicht.
Doch wie kommuniziere ich nun Kritisches? Ein ehemaliger, japanischer Vorgesetzter von mir gab mir vor vielen Jahren einen Sieben-Punkte-Plan hierfür.
Er zielt darauf ab, die negative oder heikle Botschaft ähnlich wie die Fleischbulette in einem Hamburger oder die Wurst in einem Sandwich zu verpacken. Das Vorgehen stelle ich Ihnen nachfolgend leicht modifiziert vor.