Anlass zur Hoffnung

Mit dem Beginn der Wintersaison (November bis April) hat sich der Abwärtstrend am Aktienmarkt vorläufig nicht fortgesetzt. Es gab sogar eine kleine Kursrally, mit der ein Teil der Verluste dieses Jahres wieder aufgeholt wurde. Auslöser war der etwas geringere Verbraucherpreisanstieg in den USA im Oktober. Auch in Europa gab es einen Rückgang der Erzeugerpreise. Und der Ölpreis (Brent-Öl) sank unter 90 US-Dollar. Schon vor einem Monat stellten wir an dieser Stelle die Frage, ob die Börsenkurse nicht nach unten übertrieben haben. Das fragen sich jetzt offenbar vie­le Anleger, und sie kaufen wieder Aktien. Dabei wählen sie freilich nicht die überbewerteten High-Tech-Aktien in den USA, sondern sichere Standardwerte der Schweiz und Deutschland aus. Trotzdem muss die Frage gestellt werden, ob dies schon wirklich das Ende der laufenden Baisse am Aktienmarkt bedeutet. Ist die kommende Weltrezession wirklich schon genügend berücksichtigt? Die Anleger können sich ja nicht darauf verlassen, dass die hohen Dividendenzahlungen so bleiben.

Ob wir schon den Tiefpunkt der Aktienbaisse ­hinter uns haben, das sollen uns die folgenden bewährten Indikatoren zeigen:

1. Zinssignale: Negativ

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es jedenfalls in allen öko­nomischen Lehrbüchern. Zeigt die Doppelspitze in der Graphik über die zehnjährigen Obligationen in der Schweiz schon wieder eine Zinswende nach unten an? Diese Hoffnung ist noch etwas verfrüht. Denn die Zentralbanken haben noch nicht zu erkennen gegeben, dass sie die Zinsen nicht weiter erhöhen wollen. Vorläufig müssen wir daher immer noch von einem weiteren Zinsanstieg ausgehen.

2. Der Saisoneffekt: Positiv

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate November bis April eine wesentlich bessere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate Mai bis Oktober.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv

Eine Stichprobe am 18. November zeigt eine schweizerische Aktie mit neuem Hoch, nämlich Huber & Suhner. Alle anderen 63 der wichtigsten schweizerischen Aktien meldeten weder ein neues Hoch noch ein neues Tief. In der Vorwoche am 11. November standen vier Aktien mit neuem Hoch ebenfalls null neuen Tiefs gegenüber. Das ist ein gutes Zeichen. Wenn Sie jetzt schon neu investieren wollen, setzen Sie am besten auf grosse Standardwerte, die auch im europäischen Stoxx-In­dex enthalten sind. Die werden auch bei Briten und Amerikanern als «sicherer Hafen» betrachtet: UBS, Zurich, Novartis, Roche und Nestle. In der Ver­gangenheit stiegen diese Aktien am Beginn einer Hausse meist als erste. Gemieden werden sollten momentan Arbonia, Dormakaba, Sonova, Zehnder, Ascom, Rieter, Temenos, Credit Suisse und Zur Rose.

4. Der SMI-Index: Negativ

Der SMI-Index für die 20 wichtigsten schweize­rischen Aktien hat die Trendumkehr bis zu unserem Redaktionsschluss noch nicht vollzogen. Dazu müsste der SMI an einem Wochenschluss 11 157 Punkte übertreffen. Freilich fehlt dazu nicht viel; vielleicht schafft er es noch bis zum Erscheinen dieser Ausgabe. Vielen schweizerischen Exporteuren macht neben Teuerung und Zinssteigerung auch der zu starke Franken zu schaffen, der die Ausfuhren aus der Schweiz kräftig verteuert.

5. Der Banken-Index: Positiv

Den Banken-Index beobachten wir deshalb so genau, weil er mögliche Finanz-Gefahren für die Weltwirtschaft durch drohende Insolvenzen in der Regel eher anzeigt als übliche Aktienindizes wie der SMI. Er setzt sich aus zehn wichtigen Grossbanken aus aller Welt zusammen; auch die UBS ist im Banken-Index enthalten. Dieser Index hat jetzt mit einem 22-Wochen-Hoch die Trendwende geschafft! Die Banken profitieren wohl vor allem davon, dass die lange Periode der Negativzinsen beendet ist und sie damit auch wieder an Zinsgeschäften profitieren können. Die Gefahr von grösseren Kreditausfällen in Italien oder Griechenland wird momentan wieder eher gering eingeschätzt; sehr viel genauer achten die Banken aber auf Kredite im Zusammenhang mit der kriselnden Immobilienbranche. Über www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.