Während Informationen immer günstiger und zahlreicher bis hin zum Overload zur Verfügung stehen, steigt Wissen mit seiner Nutzung und Erfahrung im Wert, da es vielfach verwendet, kombiniert und dabei weiterentwickelt wird. Folgerichtig hat sich die Disziplin Wissensmanagement etabliert, und die Frage nach dem Management des Wissenskapitals ist in den Mittelpunkt unternehmensstrategischer Überlegungen gerückt. Der Ökonom und Pionierdenker der modernen Managementlehre Peter F. Drucker führte bereits in den 1960er-Jahren seine Wortschöpfung vom «knowledge worker» in den Sprachgebrauch ein. Jedoch erst seit Mitte der 1990er-Jahre wird Wissen als strategische Ressource begriffen. Und zuneh-mend stellt sich das Verständnis eines ganzheitlichen Wissensmanagements in den Vordergrund, das den Menschen als Wissensträger mit den Effizienzpotenzialen der Technik sinnvoll verbindet.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse für die Praxis ist, dass Interdisziplinarität als Grundlage des Wissensmanagements zu betrachten ist. Denn für den Unternehmenserfolg ist nicht das individuelle Wissen, sondern das organisationale Wissen entscheidend. Das Unternehmenswissen ist also mehr als die Summe des Einzelwissens. Denn wenn die Mitarbeiter ihr Wissen zusammenbringen und vernetzen, kann völlig neues Wissen entstehen. Die daraus wachsende Zugkraft wirkt nach innen, indem die Mitarbeiter als Wissensträger Probleme erkennen und Lösungen entwickeln können. Und sie wirkt nach aussen als Differenzierungsmerkmal und Wettbewerbsvorteil. Wissen als strategische Ressource, als produktive Kraft oder auch intellektuelles Kapital zu verstehen, ist eine Selbstverständlichkeit. Die Konsequenz daraus ist, die Entwicklung dieses strategischen Faktors nicht dem Zufall zu überlassen. Vielmehr ist der Umgang mit Wissen im Sinne eines ganzheitlichen, zielgerichteten Wissensmanagements als Investition mit Anspruch auf Zeit für Entwicklung zu betrachten.