5. Sicherheit und Nachhaltigkeit analysieren
Der Käufer eines Unternehmens übernimmt im Grunde drei Dinge:
1. Physische Aktiven – Anlagen, Maschinen, Warenlager, etc.
2. Immaterielle Güter – Goodwill, Immaterialgüterrechte
3. Zukünftige, nachhaltige Erträge – oder einen Grad an Sicherheit
Der dritte Bereich, die zukünftigen Erträge bestimmen, Sicherheit und Stabilität. Bei einem Firmenkauf sollte sich der Käufer überlegen, ob die bisher generierten Erträge in der Zukunft gehalten werden können. Dazu sind einige Schlüsselfragen zu stellen:
Mietverhältnis: Zentraler Bestandteil von Nachhaltigkeit sind sichere Besitzverhältnisse. Ein Mietvertrag mit fixer Laufzeit, der noch lange genug läuft, kann eine zentrale Voraussetzung für einen nachhaltigen und sicheren Umsatzstrom sein. Dies desto mehr, je standortgebundener ein Unternehmen hinsichtlich seiner Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter ist.
Personal: In vielen Unternehmen spielt das Personal eine Schlüsselrolle hinsichtlich Sicherung der Profitabilität sowie eines reibungslosen Geschäftsganges. Motivierte und zufriedene Mitarbeiter sind wichtig, um die Firma in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Es ist zentral, dass der Käufer mit dem Personal des zu kaufenden Unternehmens gut zusammenarbeiten kann und dass die «Chemie stimmt».
Lieferanten: Stabile Lieferantenbeziehungen können für ein Unternehmen überlebenswichtig sein. Langfristige, klare Lieferantenverträge sowie die Diversifikation auf mehrere Partner ist optimal.
Kundenstruktur: Der Anteil von Schlüsselkunden am Gesamtumsatz des Unternehmens ist ein wichtiger Risikoindikator. Falls sich Klumpenrisiken herausstellen sollten, kann die Nachhaltigkeit und Sicherheit der zukünftigen Erträge infrage gestellt sein.
Sicherheit ist der Hauptfaktor bei der Bestimmung des Kaufpreises eines Unternehmens. Dabei gilt folgende, einfache Gesetzmässigkeit: Mehr Sicherheit = höherer Preis, weniger Sicherheit = tieferer Preis.
6. Unternehmenswert bestimmen
Was ist ein Unternehmen wert? Wie viel soll ein Käufer dafür bezahlen? Die einfache Antwort darauf ist: So viel wie der Markt dafür zu zahlen bereit ist. Doch welche Aspekte beachtet «der Markt» bei der Bewertung eines Unternehmens?
Der zentrale Faktor für die Bewertung eines Unternehmens ist die Renditeerwartung des Käufers. Diese Renditeerwartung wird wiederum in wesentlichem Masse durch das Risiko der Investition bestimmt. Wenn ein Unternehmen konstante und nachhaltige Erträge mit niedriger Volatilität erwirtschaftet, akzeptiert der Käufer in der Regel eine geringere Rendite zugunsten von mehr Sicherheit und Planbarkeit.
Eine Apotheke wird als sichereres Geschäft eingeschätzt als ein Café. Folgerichtig setzt der Markt hier eine geringere Risikoprämie und somit auch eine geringere Renditeerwartung an. Wenn sowohl die Apotheke als auch das Café denselben Gewinn erzielen, wird das Café voraussichtlich zu einem tieferen Preis verkauft werden als die Apotheke, da der Gewinn der Apotheke weniger risikobehaftet bzw. «sicherer» ist.
Es ist wichtig, bei der Berechnung des Unternehmenswerts bereinigte Geschäftszahlen zu verwenden. Gerade in inhabergeführten Geschäften vermischen sich sehr häufig betriebliche mit steuerlichen und/oder privaten Aspekten. Dazu gehören beispielsweise Buchhaltungsaufwände, Zinsaufwände, Abschreibungen (je nach Höhe), persönliches Telefon, persönliches Fahrzeug, überhöhte Eigentümerlöhne oder auch die Löhne von nahestehenden Personen, etc.
Der Käufer eines Unternehmens muss sicherstellen, dass die zur Kaufpreisbestimmung herangezogenen Zahlen korrekt bereinigt worden sind und dass diese Bereinigungen verständlich und nachvollziehbar sind.