Fallbeispiele
Grundhaltungen in der Geschäftsleitung, die die Einführung und Umsetzung von BGF verhindern:
«Für Gesundheit ist jeder selbst verantwortlich.»
Diese Grundhaltung trifft zwar zu, greift aber zu kurz: Gesundheit ist auch Führungsaufgabe. Der Einfluss des Führungsverhaltens und der Arbeitssituation auf die Gesundheit der Mitarbeitenden ist vielfach bewiesen. Erfolgreiche Betriebe, die auf motivierte Mitarbeitende setzen, unterstützen ihre Mitarbeitenden, ihre Gesundheit zu fördern.
«Man muss sich um die Einzelfälle kümmern. Wir kennen doch unsere Pappenheimer und Montagsblaumacher.»
Tatsächlich besteht die Möglichkeit, zunächst auffälliges Verhalten zu fokussieren und Einzelgespräche zu führen: Gibt es beispielsweise alkoholabhängige Mitarbeitende? Dann besteht kurzfristig Handlungsbedarf. Die Leistungsbereitschaft im gesamten Betrieb kann aber nur gefördert werden, wenn nicht nur Einzelne, sondern die gesamte Belegschaft im Blick ist. Gerade die Mitarbeitenden, die fleissig und beständig gute Arbeit leisten, werden häufig zu wenig wahrgenommen und unterstützt.
«Es geht um psychische Belastungen und Burnout. Sollen jetzt alle auf die Couch?»
Psychische Belastungen wie Zeitdruck nehmen in der Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts zu. Das liegt insbesondere am zunehmenden Tempo der technischen Veränderungen, an stärkerem Konkurrenzdruck und an höheren Flexibilitätsanforderungen. Auch Veränderungen im privaten Umfeld (etwa zunehmend alleinerziehende Eltern oder Pflege eigener Eltern) können nicht ignoriert werden, sondern erfordern zeitliche Flexibilität zum Wohl der Beschäftigten. Gesundheitsförderung ist die sinnvolle Antwort, um Überlastung bei Kadern und Mitarbeitenden zu vermeiden. Dabei werden stets auch die Arbeitsprozesse und das soziale Miteinander betrachtet und optimiert.
«Wer über Belastungen klagt, ist nicht belastbar. Wer ein Problem hat, ist das Problem.»
Wenn Mitarbeitende Angst davor haben, als nicht belastbar zu gelten, behalten sie Schwierigkeiten für sich. Probleme werden nicht angesprochen und bleiben ungelöst bestehen. Mitarbeitende meckern dann im kleinen Kreis: Schlechte Stimmung verbreitet sich, auch die Innovationskraft geht verloren. Offener Austausch zu Schwierigkeiten und Bewältigungsmöglichkeiten fördert hingegen das Vertrauen in die Geschäftsleitung und die Verbundenheit zum Betrieb.
«Wir leben ja nicht im Paradies.»
Das ist ein typisches Totschlagargument. Selbstverständlich kann nicht jede wünschenswerte Massnahme sofort umgesetzt werden, nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen. Bei genauer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die im Rahmen von BGF erarbeiteten Wünsche und Ideen der Kader und Mitarbeitenden keineswegs utopisch, sondern in überwiegendem Mass realitätsnah und umsetzbar sind.
«Das auch noch obendrauf? Was sollen wir denn noch alles machen?»
Gerade Kader befürchten, mit neuen und unerfüllbaren Erwartungen ihrer Mitarbeitenden konfrontiert zu werden. Gesundheitsförderung soll jedoch keine zusätzliche Aufgabe für die Führungspersonen sein. Es geht vor allem darum, dass die gewöhnlichen Führungsaufgaben auf gesundheitsförderliche Weise wahrgenommen werden. Zudem gilt: Betriebliche Gesundheitsförderung heisst auch, die Gesundheit und Arbeitssituation der Kader zum Thema zu machen.
«Das können wir uns nicht leisten.»
Bei knappen finanziellen Mitteln gilt: Schwerpunkte setzen und erste Erfahrungen sammeln. Dabei können preiswerte Unterstützungssysteme (die etwa von Krankenversicherern angeboten werden) oder das Aufsuchen regionaler Netzwerke speziell zur betrieblichen Gesundheitsförderung (z.B. in der Ostschweiz vorhanden: www.bgm-ostschweiz.ch) sehr nützlich sein.