Wenn sich Unternehmen entschliessen, von ausdruckslosen Zweckbauten abzusehen und auf die Realisierung von Objekten mit Ausstrahlung und einem wahrnehmbaren Bezug zur Firma zu setzen, dann hat das gewichtige Gründe. Dann haben sie erkannt, welche positive Kraft in der Architektur liegt und wie sehr sich diese gleichermassen auf Mitarbeitende, Kunden, Lieferanten und weitere Partner überträgt. Es ist nachvollziehbar, dass sich beim Personal ein hoher Stolz entwickelt, wenn sie in einem Gebäude arbeiten dürfen, das auf ihr Unternehmen und dessen Philosophie abgestimmt ist. Immerhin verbringen sie den grössten Teil ihres Wachzustandes an diesem Ort. Die Arbeitsmotivation nimmt spürbar zu und es lassen sich einfacher qualifizierte Mitarbeitende finden. Dieser Umstand wird von Firmen mit einschlägiger Erfahrung unisono bestätigt.
Magnetwirkung
Weitere positive Effekte sind zum Beispiel, dass Corporate Architecture auffällt und potenzielle Kunden mit einer grossen Magnetwirkung anzieht. Messbare Kriterien sind, wenn, neue Kunden auf das Unternehmen aufmerksam werden, wenn Kunden von weiter her anreisen und länger im Gebäude verweilen und wenn die Umsätze spürbar ansteigen oder serbelnde Firmen wieder auf die Beine kommen. Neben diesen Vorteilen für die Bauherrschaft profitiert auch die Architektur, denn Corporate Architecture lässt auch mehr Kreativität zu. So wird eine bewusstere Materialisierung gewählt, das Verständnis für Raum, Form und Farbe kann leichter vermittelt und je nachdem darf auch aufwendiger gebaut werden.
Die Historie
Die Anfänge der Corporate Architecture sind, wie man vermuten würde, nicht etwa im 20. Jahrhundert zu suchen, sondern bereits bei sakralen Bauten, Schlössern und Burgen. Schon vor Hunderten von Jahren ging es darum, gemeinsame Werte auszudrücken und ein Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen. Mit der Industrialisierung entwickelten sich ab 1920 vor allem in Deutschland, Italien und Amerika bei Firmen wie Krupp, AEG, Olivetti, Ford oder Daimler Benz erste Ansätze von Corporate Architecture. Dabei wurden sowohl Fabrikgebäude wie auch Werksiedlungen erstellt. Letztere hatten die Aufgabe, leichter Mitarbeitende zu rekrutieren, indem man ihnen ein Haus mit Garten zur Verfügung stellte und sie emotional und wirtschaftlich stärker ans Unternehmen band.
Schweizer Erfolgsgeschichten
Auch in der Schweiz können Erfolgsgeschichten aufgezeigt werden. Ida Gut realisierte im Zürcher Kreis 4 in einem alten Fabrikationsgebäude einen Atelier-Laden. Es entstand ein einprägsames Ganzes, fliessend wie ihre Stoffe. Die raumhohen Wandelemente dienen gleichzeitig als Raumtrennung, Kleiderständer, Ausstellungswände oder gar als Leuchten. Die Silhouette der Wellen, Transparenz, Material, Proportion und Licht: das ist der Stoff, aus dem die Stimmung gebaut ist – für einen Ort, der gleichzeitig Arbeitsplatz und Verkaufslokal ist. Das Forum Laufen der Keramik Laufen AG ist ein weiteres Beispiel. Dabei handelt es sich um einen fugenlosen, monolithischen Baukörper aus Beton mit einem ovalen Grundriss ohne eine einzige Ecke. Diese Formgebung wurde aus den Produkten (Bidet, Badewannen oder Lavabos) abgeleitet. Für Keramik Laufen standen der Bezug zu den Produkten und die Absicht, mit einer attraktiven Ausstellung vermehrt Kunden ins Laufental zu bringen, im Zentrum der Überlegungen. Diese Absicht wurde belohnt; die erhöhte Publizität in Fachmedien und Tagespresse hat ihren Beitrag ebenso geleistet wie die automatische Aufmerksamkeit, die das Gebäude hervorruft.