Im Projektalltag von Mieschke Hofmann und Partner (MHP) konnten wir vier Faktoren ausfindig machen, die dazu beitragen, anspruchsvolle bislang stationäre Prozesse sinnvoll und erfolgreich zu mobilisieren.
1. Umfassendes Prozessverständnis
› Nur wer den Zweck und das Ziel eines Geschäftsprozesses genau versteht und wer weiss, welche Person mit welchem Informationsbedarf diesen am besten umsetzt, kann mobile Prozesse mehrwertorientiert entwerfen.
› Das Vorgehen, Prozesse 1:1 auf mobile Endgeräte zu übertragen und den Nutzer mit der gleichen Menge an Information zu konfrontieren, führt zu reduzierter Prozesseffizienz und zu Akzeptanzverlusten. Die technische Limitation mobiler Endgeräte muss daher unbedingt berücksichtigt werden.
› Spezielle Herausforderung für KMU: Hier bietet es sich vor allem an, Aussendienst-zentrierte Prozesse durch mobile Endgeräte zu unterstützen. Das allerdings nur dann, wenn die Integration in die Backend-Systeme und die Bereitstellung der benötigten Informationen gewährleistet sind. Konkret heisst das: Die Übertragung der relevanten Daten muss auch bei schlechter und abbrechender Funkverbindung funktionieren, die Informationen müssen sich trotz der eingeschränkten Darstellungsmöglichkeiten sinnvoll auf den mobilen Endgeräten anzeigen lassen. Das setzt voraus, dass die Daten im Vorfeld maximal automatisiert und fachlich vorbereitet werden. Dies gelingt wiederum nur mit einer einheitlichen Prozesslandschaft, die ohne die beliebten Excel-Schnittstellen auskommt, da diese eine Automatisierung und schnelle mobile Bereitstellung behindern. Solche Schnittstellen sind im KMU-Umfeld nach wie vor verbreitet und müssten zumindest durch die zu mobilisierenden Prozesse und Informationsflüsse ersetzt werden.
2. Umfassendes Technologieverständnis
› Um einen wertschöpfenden Beitrag zu Unternehmensprozessen zu liefern, sind mobile Anwendungen auf Informationen aus betriebswirtschaftlichen Backend-Systemen angewiesen. Die erarbeiteten Ergebnisse müssen ebenfalls in diese Systeme zurückgeschrieben werden.
› Diese Systemintegration bedingt neben der Anbindung an die technische Unternehmens-IT auch die Berücksichtigung von Rechten, Rollensystemen und Compliance-Vorgaben.
› Spezielle Herausforderungen für KMU: Typischerweise ist die IT-Landschaft bei KMU heterogen und über die Jahre gewachsen. Eine langfristige IT-Strategie fehlt meist – weil sie nicht gewollt ist oder tatsächlich nicht benötigt wird. Dies bedeutet, dass die notwendigen Prozesse und Informationen, die speziell für Entscheider im KMU-Umfeld erforderlich sind, nicht durchgängig und langfristig geplant und innerhalb einer Anwendungsarchitektur abgebildet sind. Eine Plattform zur Anbindung mobiler Endgeräte wäre aber eine Erweiterung zu einer bestehenden Integrationsarchitektur. Daher kann sie nur die Prozesse und Informationen mobilisieren, die ihr auch eindeutig zugeführt werden. Für KMU stellt sich so als Erstes die Frage, ob die eigene Systemarchitektur technisch überhaupt dazu geeignet ist, eine technische Einführung von mobilen Lösungen zu unterstützen. Um die aus fachlicher Sicht gewünschten Anwendungen technisch realisieren zu können, muss unter Umständen zunächst eine IT-Harmonisierung erfolgen. Dies bedeutet Folgekosten, die in eine langfristige Kosten-Nutzen-Rechnung einbezogen werden sollten.
3. Umfassendes Endgeräteverständnis
› Die Bedienkonzepte der verschiedenen Endgeräte unterscheiden sich erheblich und müssen im Einzelnen verstanden werden. Nur so können die zu entwickelnden Anwendungen im Rahmen der Benutzerinteraktion spezifisch für das jeweilige Gerät entworfen werden.
› Spezielle Herausforderung für KMU: Im Vergleich zu den Betriebskosten sind die Anschaffungskosten für mobile Endgeräte zwar gering. Dennoch sollte bedacht werden, dass der einmal getroffene Entscheid für einen Anbieter bzw. eine Integrationsplattform einen späteren Wechsel nicht einfach macht. Ein Grund dafür sind die unterschiedlichen und teilweise nicht kompatiblen Technologien wie die verwendeten Programmiersprachen und Betriebssysteme. Hinzu kommt, dass im Unternehmen spezifisches Wissen aufgebaut wird, dass bei jedem Anbieterwechsel erneut erworben werden muss. Daher sollten im Vorfeld die fachlichen und technischen Anforderungen exakt definiert und mit den Möglichkeiten aktuell verfügbarer Endgeräte verglichen werden. Eine Abschätzung der Entwicklung in den nächsten fünf Jahren ist dabei absolut empfehlenswert. Unternehmen, die beispielsweise vor drei Jahren Verträge mit RIM (BlackBerry) abgeschlossen haben, können davon ein Lied singen.
4. Interdisziplinäres Projektmanagement
› Von den Prozessen über die Technologie bis hin zum Design – bei der Entwicklung von mobilen Anwendungen sind verschiedene Disziplinen gefragt.
› Dementsprechend sind die Erwartungen, Vorgehen und Ziele grundsätzlich verschieden.
› Diese Erwartungen zu transformieren und zielgerichtet auf den Erfolg auszurichten, ist Aufgabe eines interdisziplinären Projektmanagements.
› Spezielle Herausforderung für KMU: Mobile Endgeräte werden hauptsächlich von Mitarbeitern aus den Fachbereichen verwendet. Das bedeutet, dass deren Anforderungen hinsichtlich der Bedienbarkeit umzusetzen sind, da die Akzeptanz ansonsten schnell leidet. Insofern ist die Zusammenarbeit von IT-Abteilung und Fachbereichen unverzichtbar. Bei Konzernen setzt sich für diese Art der gemeinsamen Arbeit das Business-IT-Alignement-Konzept immer mehr durch. Im KMU-Umfeld ist dies noch deutlich seltener anzutreffen. Die entsprechenden Projektkompetenzen müssten daher entweder erst selbst aufgebaut oder hinzugekauft werden. «