Ernährung ist zwar eine elementare Konstante des Lebens, Angebot und Nachfrage unterliegen aber einem steten Wandel. So sind die Zeiten vorbei, in denen der Koch sich in der Küche verkriecht und sein Übergewicht für die Qualität der eigenen Küche spricht. Heute zählt nicht mehr nur das, was auf dem Teller landet, sondern auch die Person dahinter – um herausragende Köche hat sich ein noch nie da gewesener Personenkult entwickelt. Zwei, die diesen Kult beherrschen, sind die Störköche Meta Hiltebrand und Torsten Götz. So unterschiedlich die beiden auch sein mögen, so wurden sie beide zu Personen des öffentlichen Interesses, ihr Störkoch-Angebot etablierte sich zum letzten Schrei. Egal ob für Firmenanlässe, Geburtstage, Taufen, Beerdigungen oder Tête-à-têtes – sie und die vielen Mitbewerber auf dem Schweizer Störkoch-Markt kann man für einen extravaganten Gaumenschmaus zu sich nach Hause oder ins Unternehmen holen.
Keine Frage: Das Phänomen Störkoch hat dem Kochberuf eine neue Dimension verliehen. Der einst so scheue Koch wird zum omnipräsenten Helden am Herd, ja zu einer Persönlichkeit, die von grossen Unternehmen als Testimonial und von der Gesellschaft als Lifestyle-Zückerchen der Extraklasse gebucht und geschätzt wird. Ein Geschäftsmodell, das boomt.
Live und unplugged
Kochsendungen wie Jamie Oliver haben die Spitzenküche auch der Hausfrau zugänglich gemacht. So wird höchste Qualität in der Gastronomie von heute beinahe vorausgesetzt. «Die gesamte Genusslandschaft hat sich stark verändert. Jakobsmuscheln sind heute gang und gäbe. Die Wertigkeit des Produkts an sich hat abgenommen. Dafür wird der Erlebnischarakter ums Essen herum je länger je wichtiger. Je moderner der Mensch wird, desto mehr braucht er eine Performance», erklärt der Promi- und Störkoch Torsten Götz, der unter anderem auch für die Schweizerische Fussballnationalmannschaft hinter dem Herd steht. Eine solche wird mit einem Störkoch mehr als gewährleistet. «Als Störkoch koche ich live und unplugged. Ich biete viele Berührungspunkte, bei denen der Gast einhaken kann, und somit Gesprächsstoff und Unterhaltung.» Auch Meta Hiltebrand betont: «Man bucht nicht nur mich, sondern ein perfektioniertes Rahmenprogramm.»
Aber nicht nur Entertainment, sondern auch ein Gefühl von Exklusivität und Authentizität, wird in der heutigen Gesellschaft immer wichtiger. Letzteres vom Anfang bis zum Ende des Kundenkontaktes vermitteln zu können – das ist laut Götz denn auch das A und O eines guten Störkochs.
Laut Meta Hiltebrand existieren aber noch weitere Gründe, die für die hohe Nachfrage verantwortlich sein könnten: «In einer von Facebook & Co. geprägten Gesellschaft wird die Privatsphäre immer wichtiger. Was gibt es Schöneres, als mit seinen Liebsten unter sich zu sein?» So ist es aber auch für Geschäftsleute und Anwälte, die wichtige Verträge oder Mandate zu besprechen haben, diskreter und sicherer, sich einen Störkoch nach Hause oder ins Unternehmen zu holen. «Ich musste auch schon einen Vertrag mit einer Privatsphären-Klausel unterschreiben», erinnert sich Hiltebrand.
Warum ins Restaurant gehen, wenn es zu Hause doch am schönsten ist? Diese Fragestellung ist laut Hiltebrand nicht unwichtig: «Viele nutzen die Gelegenheit, mit einem Störkoch ihr schönes Zuhause und somit Rang und Name angemessen zu präsentieren. Es kann aber auch eine schöne symbolische Geste an Mitmenschen darstellen, um ihnen zu zeigen, wie wichtig sie einem sind.» Doch es gibt noch mehr gute Gründe: Nicht zuletzt spielt auch der Anstieg an Vegetariern und Allergikern, insbesondere der Gluten-Laktosen- und Nussintoleranz, in unserer Gesellschaft eine Rolle. «Warum sich in ein Restaurant setzen und wie ein Aussätziger fühlen, wenn man einen Störkoch schon im Vorhinein detailliert informieren kann?», so Hiltebrand.