Voraussetzungen
Die Philosophie des Unternehmertums: Für viele Unternehmer ist Unternehmertum eine Frage der Werte, der Grundeinstellung und Philosophie. Da gibt es die einen, für die Nachhaltigkeit des Unternehmens ein hoher Wert ist. Für sie stehen Standort- und Arbeitsplatzsicherheit weit oben auf der Liste der Zielbereiche einer Nachfolgeregelung. Das Lebenswerk soll erhalten bleiben und die eigene Belegschaft vertrauensvoll in eine sichere Zukunft übergeben werden. Das lässt sich gewährleisten, wenn die sogenannte Chemie zwischen dem alten und neuen Eigentümer stimmt.
Schwieriger wird es, wenn an die Stelle eines «industrial buyer», also einem Käufer, der den neuen Betrieb in die Wertschöpfungssysteme seines eigenen bestehenden Unternehmens integrieren möchte, ein «private equity buyer» tritt, der distanzierter mit einer Investmentlogik in den Nachfolgeprozess einsteigen wird. Es dreht sich also um die Frage, ob das Unternehmen in Zukunft «managergeführt» oder unternehmergeführt sein soll.
Zeit zur Vorbereitung: Passen Chemie und Philosophie zusammen, ist mit einem grosszügigen Zeitplan eine weitere Voraussetzung zu erfüllen. Die häufig genannten fünf Jahre, die man für eine erfolgreiche Nachfolgeregelung einplanen sollte, können schnell knapp werden, insbesondere, wenn man noch Herausforderungen der internationalen Übergabe meistern möchte. Die so wichtige Zeit ist auch erforderlich, um die sogenannte Nachfolgewürdigkeit zu überprüfen. Das heisst, die Unternehmer, die ihr Unternehmen abgeben wollen, sollten möglichst emotionsfrei und selbstkritisch fragen, ob es wirklich realistisch und erforderlich ist, das Unternehmen durch einen Verkauf fortzuführen. Auch die Schliessung und endgültige Aufgabe eines Unternehmens ist eine legitime und vielleicht schlaue Alternative. Ein kräfte- und ressourcenraubender Nachfolgeprozess, unter Umständen auch noch international, kann auch erfolglos zu Ende gehen, was für die Unternehmerfamilie ein vielleicht grösserer Verlust ist als die Entscheidung, das Unternehmen aufzulösen.
Lösungsansätze
Start-ups als geborene Nachfolgekandidaten: In der europäischen Start-up-Szene ist es bis heute nicht unüblich, ausländische, häufig US-amerikanische Geschäftsmodelle zu kopieren mit dem Ziel, bei nationalen Erfolgen vom ausländischen Vorbild aufgekauft zu werden. Dieses von traditionellen KMU-Unternehmern wenig geschätzte Verständnis von Unternehmertum ist also bereits in der Gründungsphase ein Nachfolgeprojekt, indem die Unternehmerinnen und Unternehmer ihren Investoren die sogenannte Exit-Strategie aufzeigen. Die Exit-Strategie fasst die Möglichkeiten der Investoren zusammen, ihr Risikoinvestment mit Gewinn wieder zurückzuziehen, also ihre Anteile wieder veräussern zu können.
Bei dieser Fragestellung prallten grundlegende unternehmerische Überzeugungen aufeinander, die geprägt waren vom traditionellen «Unternehmerethos» einerseits und einer modernen, innovations- und zukunftsorientierten Gründerkultur andererseits. Letztere beinhaltet eben von Beginn an das Bestreben, jederzeit nachfolgewürdig zu sein, sodass ein Exit, also der Wechsel von Investoren, erleichtert wird.
Förderobjekt Unternehmensnachfolge: Die Diskussion der ersten Frage endete mit dem Hinweis, dass Nachfolgeregelungen nicht vom Himmel fallen und die Finanzierung eines Unternehmenskaufs eine grosse Hürde gerade für jüngere, individuelle Kaufinteressenten darstelle. Aus dem Interesse der Volkswirtschaft – also der Arbeitsplatz- und Standortsicherung – seien Bund und Kantone hier gefordert, die passenden Finanzierungsinstrumente zur Hilfe anzubieten.