Robotik ist Trumpf
Es mag manche vielleicht überraschen, aber die Schweiz ist ein regelrechtes Robotik-Mekka. Weltweit gibt es nirgends eine höhere Dichte an Nachwuchskräften, die in diesem Bereich ausgebildet werden. Dafür sorgen insbesondere die Technischen Hochschulen, die auch eine Rekordzahl von Robotik-Start-ups hervorbringen. Während starre Industrieroboter schon lange im Einsatz sind, werden zunehmend auch flexible sowie intelligente Roboter entwickelt.
Ein spezielles Augenmerk dürfte in den nächsten Jahren der kollaborativen Robotik gelten, also Robotern, die mit Menschen zusammenarbeiten. Ein Beispiel ist der Zweiarm-Roboter Yumi, den ABB 2016 auf den Markt brachte. Dieser kann Hand in Hand mit Menschen zusammenarbeiten, ohne diese zu gefährden. Für die Schweizer Maschinenindustrie bietet dieses Segment grosse Chancen, da sie sich mit der Herstellung komplexer und präziser Maschinen gut auskennt.
Roboter lassen sich in ganz unterschiedlichen Bereichen wie der Landwirtschaft, im Forstwesen, der Logistik oder Medizintechnik einsetzen, um nur ein paar Anwendungsfelder zu nennen. Weiter ist zu erwarten, dass sogenannte Serviceroboter vermehrt im Haushalt und im Dienstleistungssektor zum Einsatz kommen. Gelingt es der Schweiz, das vorhandene Know-how in den Bereichen Präzisionsmechanik, künstlicher Intelligenz und Sensorik zu bündeln und die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft zu intensivieren, kann unser Land auf dem Gebiet der Robotik eine Führungsrolle übernehmen.
Additive Fertigung forcieren
Vielerorts ist das noch Zukunftsmusik, denn bereits die digitale Beherrschung der Prozesse ist eine Aufgabe, mit der sich viele Schweizer KMU schwertun. Oft werden Prozesse nur lokal isoliert betrachtet und trotz hohem technischem Know-how hapert es nicht selten bei der digitalen Abbildung. Im Gegensatz dazu arbeiten beispielsweise in der deutschen Automobilindustrie auch kleinere und mittlere Unternehmen mit Hochdruck daran, ihre Prozesse konsequent virtuell abzubilden. Hier sind bei vielen Schweizer KMU grosse Anstrengungen nötig, wollen sie den Anschluss nicht verpassen.
Die Schweiz verfügt traditionell über eine starke MEM-Industrie. Mit rund 320 000 Beschäftigten ist sie auch die mit Abstand grösste industrielle Arbeitgeberin hierzulande. Dabei kommt den KMU eine grosse Bedeutung zu: 99 Prozent der MEM-Unternehmen beschäftigen weniger als 250 Mitarbeitende. Dies zeigt die hohe Spezialisierung: Viele MEM-KMU produzieren stark kundenspezifische, hochpräzise Baugruppen in kleinen Stückzahlen. Eine Automatisierung ist unter diesen Bedingungen bisher kaum rentabel. Additive Fertigungsverfahren könnten dies ändern, denn sie ermöglichen die kostengünstige Herstellung von speziell geformten Komponenten, auch in kleinen und mittleren Stückzahlen.
Bisher hat sich die Schweiz auf industrieller Ebene nur unwesentlich an der Weiterentwicklung dieser Technologie beteiligt. Zudem hinkt sie bezüglich der Verbreitung dem europäischen Umfeld hinterher. Dies ist umso schlimmer, da der additiven Fertigung ein signifikant höheres Wachstum prognostiziert wird als konventionellen Fertigungstechnologien. Doch dank ihrer Innovationsfähigkeit und interdisziplinären Stärke sollte die Schweiz in der Lage sein, diesen Gap zu schliessen und die additive Fertigung gezielt zu nutzen.
Grosse Potenziale dafür gibt es neben der Maschinen- auch in der Turbinenindustrie, der Medizintechnik, der Leichtbaubranche und in der Luft- und Raumfahrt. Damit diese genutzt werden, muss das Thema in der hiesigen Förderkultur verankert und die Forschung zur Entwicklung von Materialen für additive Fertigungsprozesse intensiviert werden. Hier gibt es Platz für Nischenanbieter.